»Lagune« von Nnedi Okorafor

Nnedi Okorafor Lagune

Aliens landen in Nigeria und wirbeln die Gesellschaft gehörig durcheinander. Die sozialen Schichten geraten in Bewegung, es kommt zu politischen Unruhen, religiösem Extremismus und militärischen Interventionen. Das klingt das nach einer großen Geschichte, es könnte aber auch eine gute Parodie auf althergebrachte SF-Stereotypen ergeben. Allerdings: der Roman ist nichts davon.

Kurzbesprechung

»Lagune« ist entstanden als Reaktion auf den Film »District 9« (2009), in dem ein außerirdisches Raumschiff über Johannesburg stehenbleibt. In Nigeria wurde der Film aus Protest gegen die Darstellung der nigerianischen Bevölkerung als ausschließlich kriminell nicht gezeigt. Nnedi Okorafor, US-amerikanische Autorin mit nigerianischen Wurzeln, schreibt, sie habe daraufhin eine bessere Geschichte erzählen wollen, die der nigerianischen Gesellschaft gerecht wird. Tatsächlich sind die Passagen, in denen sie den Alltag ihrer Figuren schildert, die stärksten. Etwa, dass E-Mail-Scamming auch nur eine Erwerbsmöglichkeit unter anderen ist (herzliche Grüße von der Nigeria-Connection!). Oder, dass Wissenschaftlerinnen eher als Hexen denn als ehrbare Frauen gelten. Solche Schilderungen halten das Interesse des Lesers wach – trotz einer sich dahinschleppenden Geschichte, hölzernen Charakteren und müden Dialogen.

Nnedi Okorafor: »Lagune«, übersetzt von Claudia Kern, Cross Cult Verlag 2016, 412 S., 18 EUR.


[erschienen im DRESDNER Kulturmagazin 01/2017]

Kommentar verfassen